Gaza-Krieg: Vermisste Geisel tot – Warum so viele Thais?

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Letzte Hoffnung auf Rettung zerstört:
Thailändische Geisel stirbt in Gaza

BANGKOK – Die Nachricht erschüttert Thailand: Der 35-jährige Nattapong Pinta, der am 7. Oktober 2023 während des massiven Angriffs der Hamas auf Israel entführt wurde, ist tot. Israel bestätigte, dass seine Leiche in Gaza gefunden wurde. Es ist ein trauriges Ende eines monatelangen Hoffens, Bangens und Wartens.

Nattapong war einer von insgesamt 31 Thailändern, die während des Überfalls von Hamas-Kämpfern verschleppt wurden. Laut dem thailändischen Außenministerium war er die letzte vermisste thailändische Geisel in Gaza. Zwei weitere thailändische Geiseln gelten weiterhin als tot, doch ihre Leichen konnten bislang nicht geborgen werden.

„Wir haben bis zum Schluss gehofft – aber heute bleibt nur Trauer“, sagte ein Familienmitglied in einer ersten Reaktion.

Warum arbeiten so viele Thais in Israel?

Die Geschichte der thailändischen Arbeitsmigranten in Israel reicht Jahrzehnte zurück. Nachdem Israel sich ab Ende der 1980er-Jahre zunehmend von palästinensischen Arbeitskräften abwandte, öffnete das Land seine Tore für Arbeitsmigranten – vor allem aus Thailand. Ein bilaterales Abkommen zwischen beiden Ländern erleichtert seit über zehn Jahren die Anwerbung von Arbeitskräften im Agrarsektor.

Heute stellen Thailänder die größte Gruppe ausländischer Landarbeiter in Israel. Vor dem Hamas-Angriff waren es etwa 30.000 Personen. Die Löhne sind ein entscheidender Grund: Viele Thais kommen aus strukturschwachen Regionen wie dem Nordosten des Landes. In Israel verdienen sie oft das Vielfache dessen, was sie in der Heimat bekämen – monatlich umgerechnet oft über 60.000 THB (ca. 1.520 €).

Kritik an Arbeitsbedingungen für Thailänder in Israel

Doch der hohe Lohn hat seinen Preis. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch kritisierten schon 2015 die miserablen Arbeitsbedingungen: „Löhne unter dem gesetzlichen Minimum, lange Arbeitszeiten, schlechte Unterkünfte und kein Recht auf Arbeitgeberwechsel“, hieß es im Bericht.

Auch aktuellere Untersuchungen zeigen, dass viele thailändische Arbeiter unterbezahlt sind – trotz offizieller Regulierungen. Das macht ihre Lage nicht nur prekär, sondern auch gefährlich, wie der Fall Nattapong tragisch unterstreicht.

Rückkehr und Neuanfang – aber zu welchem Preis?

Nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 kehrten etwa 7.000 thailändische Arbeiter mit Evakuierungsflügen in ihre Heimat zurück. Doch die wirtschaftliche Not in Thailand lässt viele nicht lange zögern. Neue Anreize von israelischer Seite – darunter 500 USD (etwa 460 €) monatlicher Bonus und verlängerte Visa – locken weiterhin Arbeitskräfte ins Krisengebiet.

Laut Thailands Botschafterin in Israel, Pannabha Chandraramya, sind aktuell mehr als 38.000 thailändische Arbeiter im Land – trotz der anhaltenden Gefahrenlage und der Erfahrungen der Vergangenheit.

Die stille Tragödie auf den Feldern Israels

Was für viele in Thailand ein Weg aus der Armut zu sein scheint, ist in Wahrheit oft ein unsicheres Leben in der Fremde. Die Nähe zum Gazastreifen, harte Arbeit, fehlender Schutz – all das macht Thais zu einer der verletzlichsten Gruppen in Israels Landwirtschaft.

„Wir schicken unsere Söhne, Väter und Brüder in ein anderes Land – und manchmal kommen sie nicht zurück“, so ein Bewohner aus Ubon Ratchathani.

Ein Name steht nun für viele

Mit dem Tod von Nattapong Pinta endet das Kapitel der thailändischen Geiseln in Gaza – zumindest offiziell. Doch seine Geschichte steht stellvertretend für die Lebensrealität Tausender, die alles riskieren, um ihren Familien eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Die thailändische Regierung kündigte an, den Angehörigen zu helfen und auch die Rückführung der verbliebenen beiden Leichen zu unterstützen.

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