ÜBERBLICK: 17 Minuten, die Thailand erschüttern – Senat beantragt Amtsenthebung

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BANGKOK – Es sind nur 17 Minuten Tonaufnahme – aber sie reichen aus, um Premierministerin Paetongtarn Shinawatra in die schwerste Krise ihrer politischen Karriere zu stürzen. Über ein Drittel der thailändischen Senatoren hat am heutigen Freitag einen offiziellen Antrag zur Amtsenthebung gestellt. Der Grund: Ein geleaktes Telefonat mit dem ehemaligen kambodschanischen Premier Hun Sen, das laut Kritikern ein „peinliches Maß an Unterwürfigkeit“ offenbart – und Thailands nationale Interessen gefährden könnte.

„Uncle Hun Sen“ und das Vertrauen der Nation

In dem brisanten Mitschnitt, der landesweit für Aufsehen sorgt, spricht Paetongtarn den autoritären Ex-Premier mehrfach als „Onkel“ an – und fragt ihn laut mehreren Transkriptionen offen, „wie sie seine Erwartungen erfüllen könne.“

Für viele Beobachter ist das ein klarer Affront gegen die thailändische Souveränität, gerade inmitten der angespannten Grenzlage mit Kambodscha. Besonders scharf kritisiert wird ihre Bemerkung über den Kommandanten der 2. Armee, Lt. Gen. Boonsin Padklang, den sie als „jemanden von der Gegenseite“ bezeichnete.

Solche Äußerungen seien „unverantwortlich, gefährlich und spalterisch“, so Senator Sawat Tassana, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Senat.

Antrag zur Amtsenthebung eingereicht
Verfassungsgericht soll entscheiden

Die Senatoren berufen sich auf einen Vertrauensbruch gegenüber dem thailändischen Volk. Der Antrag wurde bereits an das Verfassungsgericht übergeben – mit dem Ziel, Paetongtarn sofort zu suspendieren und dauerhaft abzusetzen.

„Die Premierministerin hat ihre Loyalität nicht gegenüber dem Land, sondern gegenüber ausländischen Akteuren gezeigt,“ sagte Tassana.

Gleichzeitig fordern mehrere Abgeordnete der Opposition die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen – ein Schritt, der laut Verfassung möglich wäre, sollte Paetongtarn freiwillig zurücktreten.

Familienbande in der Kritik:
Thaksin, Hun Sen und die Schattenmacht

Das politische Feuer wird zusätzlich durch die enge familiäre Verstrickung der Shinawatra-Dynastie mit Hun Sen angefacht. Der ehemalige kambodschanische Machthaber war der erste Staatsgast, der Thaksin Shinawatra nach dessen umstrittenem Krankenhausaufenthalt in Bangkok besuchte – nur wenige Tage nach dessen Freilassung.

Die Nähe zwischen den beiden Familien sorgt in der Öffentlichkeit für wachsendes Misstrauen. „Wie unabhängig ist diese Regierung wirklich?“, fragen Kommentatoren in sozialen Medien.

Paetongtarns Reaktion:
Entschuldigung, aber kein Rücktritt

In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Government House stellte sich Paetongtarn heute erstmals der Öffentlichkeit.

„Ich entschuldige mich aufrichtig bei der Bevölkerung, wenn meine Worte Zweifel an meiner Integrität ausgelöst haben,“ sagte die Premierministerin. Sie betonte, künftig „sensibler in diplomatischen Gesprächen“ auftreten zu wollen – ein Schuldeingeständnis, das viele allerdings als unzureichend empfinden.

Koalitionsbruch:
Bhumjaithai verlässt die Regierung

Der politische Schaden bleibt nicht auf Worte beschränkt: Die einflussreiche Bhumjaithai-Partei, de facto unter Kontrolle von Newin Chidchob, hat sich heute aus der Regierungskoalition zurückgezogen. Begründung: Der Inhalt des Telefonats widerspreche „grundlegenden Prinzipien nationaler Integrität“.

Dieser Austritt gefährdet die Mehrheit der Pheu-Thai-geführten Regierung – und könnte zu einer raschen Implosion des aktuellen Kabinetts führen.

Ein Land am Wendepunkt

Thailand steht vor einem politischen Erdbeben. Sollte das Verfassungsgericht den Antrag der Senatoren annehmen, droht Paetongtarn die sofortige Suspendierung – und möglicherweise ein kompletter Neustart des politischen Systems.

Viele Menschen im Land blicken gespannt auf die nächsten Tage. Wird Paetongtarn zurücktreten, bevor sie gestürzt wird? Oder droht Thailand ein langwieriges juristisches Tauziehen mit ungewissem Ausgang?

Eines steht bereits jetzt fest: Die Tonaufnahme war kein Flüstern – sondern ein Donnerschlag.

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